HAZ 25.2.2014

 

„Ich liebe dich, und das tötet mich"

Szenen einer unglücklichen Beziehung:

Der Krimi  "Kleine Eheverbrechen" im hannoverschen THEATER in der LIST

VON MARLEEN GAIDA

 

„Ich liebe den Schmerz, den du mir zu­fügst", sagt Lisa. Die Frau ist wütend über sich selbst. Denn Lisa ist süchtig nach Liebe, auch wenn die schmerzhaft ist. Die Frau ist hin- und hergerissen zwi­schen Liebe und Hass, Leidenschaft und Gewalt, Euphorie und Verzweiflung.

Nach einem Text des französisch-belgi­schen Erfolgsautors Eric-Emmanuel Schmitt („Monsieur Ibrahim und die Blu­men des Koran") hat Ingeborg Stüber jetzt „Kleine Eheverbrechen" im hannover­schen THEATER in der LIST inszeniert. Chris­tiane Ostermayer und Konrad Martin Be­cker spielen ein langjähriges Ehepaar. Es tut fast weh, den beiden zuzusehen, wie sie sich belügen, streiten, wieder annähern. Szenen einer unglücklichen Ehe.

 

Christiane Ostermayer zeigt in der Rol­le der Lisa packend, was es bedeutet, bis zur Selbstaufgabe zu lieben. Sie hat ihren Ehemann Gille, der scheinbar unter Ge­dächtnisverlust leidet, aus dem Kranken­haus abgeholt. Gille will wissen, wie es zu dem Unfall vor zwei Wochen kam. Lisa hat ihre ganz eigene Geschichte dazu: Er sei gestürzt, erzählt sie, ja, er sei gestürzt. Nein, sie habe ihm eine Vase über den Kopf gezogen, nachdem er versucht hätte, Lisa zu erwürgen - so lautet eine weitere Version. Was denn nun, fragt man sich als Zuschauer. Was ist wirklich passiert in dieser tragischen Nacht?

 

In seinem Beziehungskrimi seziert der Autor und Dramatiker die zerrüttete Ehe. Der Zuschauer ahnt schnell, dass Lisas Wahrheit nicht der Realität entspricht. Gebannt verfolgen die Theaterbesucher, wie die Eheleute sich winden und drehen. Anfangs ist Lisa noch gefasst und glaubt, ihren Mann von ihrer Variante der Ge­schichte überzeugen zu können, später gerät sie mehr und mehr ins Schlittern. Denn Ehemann Gille fragt und fragt - bis er seinerseits mit seinen Fragen zu viel Wissen preisgibt und sich verrät: Er hat gar keinen Gedächtnisverlust erlitten.

 

Er will der Tragik seiner Ehe auf die Spur kommen. Hat Lisa versucht ihn um­zubringen? Ja, das hat sie. Aber aus Liebe. „Ich liebe dich, und das tötet mich", sagt sie. Das Gefühl, mehr zu lieben, als ge­liebt zu werden, versucht sie im Alkohol zu ertränken. Eineinhalb Stunden lang halten die beiden Darsteller die Span­nung in diesem packenden Beziehungs­krimi.

 

Christiane Ostermayer zeigt die dramatische Entwicklung ihrer Figur deutlich und intensiv.

Da lösen sich erst die Locken aus dem Haarknoten, dann wird Ostermayers Gestik ausufernder und der Gesichtsausdruck schmerzver­zerrter. Konrad Martin Becker als Gille bringt sie mit provozierender Ruhe dazu, irgendwann die Wahrheit auszuspre­chen.

 

Das Publikum - darunter zahlreiche (Ehe-)Paare - folgt dem Spiel wie ge­bannt.

 

Am Ende gibt es viel Beifall.

 

Wieder am 5., 7., 12., 14. und 26. März um 20 Uhr sowie am 16. März um 17 Uhr.